Weihnachtszeit - Sorgenzeit
Schon lang vor Weihnachten beginnt für einige neuronormative Menschen, wie z.B. Autist*innen eine Zeit des Stresses. Es ist eine Zeit, wo sie sich dem Druck ausgesetzt sehen, zu funktionieren.
Denn Weihnachten ist für viele die Zeit der Familienfeste, die nach Ritualen ablaufen, die nicht hinterfragt werden. Diese Rituale "wir besuchen alle Oma und sitzen dann mit 15 Leute zusammen", "wir gehen mit den Kolleg*innen Essen", "wir müssen einkaufen, egal, wie groß das Getümmel ist, kann sehr anstrengend sein.
Denn viele Autist*innen müssen im Job masken(sich verdecken) und treffen dann zu Weihnachten auf eine Familie und einen Freundeskreis, der das gleiche erwartet.
Eine hohe Erwartung allisitsch zu funktioniern, lastet auf ihnen. Sie sollen sich so benehmen, wie es Menschen mit einem anderen neurologischen Setting und anderer Bedürfnissen erwarten.
Diese eingeforderte Masking ist kräftezehrend und laugt aus. Hast du schon mal von Masking bzw Camouflage gehört? Autist*innen passen ihr äußerliches Verhalten den Vorgaben anderer an und zahlen dafür einen hohen Preis. „Camouflaging significantly predicted suicidality”. „To ‘mask’ or to ‘camouflage’ means to hide or disguise parts of oneself in order to better fit in with those around..” (Dr. H. Belcher).
Autist*innen verdecken ihr Sein & ihre Bedürfnisse, weil sie seit ihrer Kindheit dazu aufgefordert werden: „Reiß dich zusammen!“, „Stell dich nicht so an!“, „Das ist gar nicht schlimm!“.
Dann gibt es die beiden Druckmittel:
„Ich bin traurig, wenn du nicht...!" &
„Ich bin traurig, weil du...!“
Diese Sätze werden Weihnachten dazu führen, dass einige Autist*innen ihre letzten Ressourcen aufgeben und spätestens am 01.01 keine Kraft mehr haben.
Wir brauchen ein Verstehen der Bedürfnisse unserer Mitmenschen
Dieser Druck entsteht nicht in böser Absicht, sondern, weil es an Verstehen fehlt. Alle wünschen sich eine Zeit, die Freude und Kraft spendet. Nur haben Allistics (non-autistisch) und Autist*innen nicht immer gleiche Vorstellung davon, was kraftbringend ist und wo Ressourcendiebe lauern.
Wer nicht so viele Reize wahrnehmen kann, wird nicht nachvollziehen, dass eine Familienfeier harte Arbeit ist. Meine CPU läuft da z.B. unter Fullload und ich ziehe mich nach einer bestimmten Zeit BEWUSST zurück, um nicht zu überlasten.
Dies kann zu Missinterpretationen führen: Ich hatte so viel Spaß und du willst einfach gehen! Kannst du mal an mich denken? Es werden Witze gemacht: Musst du schon ins Bett? Haha, Langweiler*in.
Bitte verstehe:
Es gibt Autist*innen, die Tag für Tag diesen kaum auszuhaltenden Druck spüren, sich selbst schutzlos Reizen auszusetzen – weil andere es wünschen. Die ihre eigenen Bedürfnisse unterdrücken, weil man ihnen sagt, dass ihre Familie, Freunde sonst enttäuscht sind.
Wenn diese autistischen Menschen sagen, dass sie gehen müssen, dann sind sie bereits längst über den Punkt hinweg, an dem sie hätte gehen müssen, um sich nicht zu beschädigen. Sie haben dir bereits mehr an Liebe, Kraft und Zuneigung geschenkt, als du es dir vorstellen kannst.
Tag für Tag kämpfen Autist*innen gegen Reize und unlogische Schlussfolgerungen an. Kämpfe, die Wunden an Seele und Körper hinterlassen. Und doch halten sie diesen Schmerz aus - aus Freundschaft & Liebe zu dir.
-> Respektiere ein autistisches Nein!
-> Baue keinen emotionalen Druck auf!
Wenn dir jemand auf eine Feier sagt, dass er/sie nun geht: Bedanke dich dafür, dass die Person da war. Frag ggf nach, ob sie vielleicht einen Spaziergang mit dir machen oder an einem ruhigen Tag noch mal wieder kommen möchte.
Wir alle wollen gesunde und erfüllte Feiertage, die uns gut tun.
© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten.
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