"Das fühlt sich unangenehm an!"
Deine Sensorik hat einen Reiz wahrgenommen und dein Körper reagiert: mit einem Bauchgefühl, An- oder Verspannen.
Bewertung von dir: "Doof!" Du ärgerst dich vielleicht über diese Empfindung.
Als ich dies nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder spürte, was leicht unangenehm bedeutet, habe ich das gefeiert. So fühlt sich das, wenn etwas nicht überwältigend schlecht, sondern "nur" unangenehm ist? So "leicht"sind diese kostbaren Warnsignale meines Körpers? Wie aufregend!
Ich bin Autist und nein, das vorherige Nicht-Fühlen lag nicht daran, dass ich eine beschädigte Version von dir bin. Sondern an dem Druck, mit dem ich aufwuchs. An dem Zwang, meinen Körper Dinge aushalten zu lassen, die ihm nicht gut taten.
Reizwahrnehmung
Ich habe ein anderes Neuro-Setting, ein verdammt gutes, doch eben anders: in manchen Bereichen kann ich kleinere Reizstärken, in anderen erst Größere wahrnehmen. Wir unterscheiden uns tw sogar in der Zeitspanne, wie lange wir einen Reiz bewusst wahrnehmen.
Reale Reaktionen auf reale Vorgänge unserer Sensorik. Wir beide empfinden Freude, Leid und Schmerz, sind Menschen. Doch unsere Sensorik kann sich unterscheiden und damit der Impact, den Reize auf uns haben.
Als Kind habe ich -wie du angezeigt, dass etwas ein Missempfinden auslöst, beim Anziehen bestimmter Kleidungsstücke geweint.
Die Intensität bzw Existenz dieser Berührungsreize hat mir unsere Gesellschaft nicht zugestanden. "Das ist nicht schlimm!"
Selbst bei "anerkannten" Reizen wurde eine gesellschaftlich akzeptierte "Reaktionsspanne" vorgegeben, andere Reize schlichtweg negiert.
Ich dachte, ihr "alle" seid einfach besser darin mit der Intensität der Reiz umzugehen. In Wahrheit habt ihr nicht gespürt, was Autist*innen wahrnehmen können.
Dass ich andere sensorische Möglichkeiten habe, hat mir niemand erklärt, wie auch, ich wurde gar nicht gedacht.
Kein, "Shino ist Autist und reagiert auf real-existente Reize ihrem System entsprechend."
Die Bedeutungshoheit über meine Sensorik wurde von neuronormativen Menschen übernommen: mein Empfinden als non-existent oder störend gespiegelt.
Kannst du dir vorstellen, in einer Gesellschaft zu leben, die dir sagt, was du wahrnehmen kannst? Die deine körperlichen Reaktionen auf real-existente Reize nicht anerkennt? In der man deine "Funktionalität" auch daran festmacht, wie sehr du dein Körperempfinden unterdrückst?
Um wie gewünscht zu funktionieren, musste ich lernen, meine Empfindungen zu unterdrücken. Sie waren da, aber ich durfte sie nicht mehr empfinden. Ich habe mich an den Abgrund gemaskt und das Gefühl für meinen Körper verloren. Erst wenn mein Leid stärker war als meine Fähigkeit, mich zu unterdrücken, wurden sie sichtbar. Und fuxx, ich konnte hart gegen mich sein.
Seit ich mich autistisch lebe, sorgsam mit mir bin und mich nicht mehr unter "euer" Leitbild zwingen lassen, kann ich mich spüren.
Ein, "das ist unangenehm" war ein Meilenstein für mich. Es hat mich Jahre gekostet, um wieder dahin zu kommen.
Bitte respektiert die Körperwahrnehmungen autistischer Kinder als real, lasst sie nicht so kämpfen müssen.
© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten.
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