Was haben ein leckerer Bowl, Autismus und ein angenehmer Nachmittag in Münster mit Accessibility zu tun?
Wie Zugang erschwert wird, wenn Autismus nicht mitgedacht wird. Als Autist nehme ich viel mehr Reize bewusst wahr. Leise Geräusche haben einen fast gleich hohen/größeren Impact wie laute.
Obwohl ich einen hohen verbalen IQ habe, kann es passieren, dass ich nicht mehr antworten kann, wenn jemand etwas zu mir sagt und es zeitgleich viele Geräusche um mich herum gibt. Das mag für einige seltsam klingen, ist aber meiner Fähigkeit, viele Reize bewusst aufzunehmen, geschuldet.
Wenn in der Umgebung viele Geräusche auf mich einprallen., dann ist mein Prozessor ggf mit der Verarbeitung ausgelastet, während ihr auf mich zukommt. Ihr nennt euren Namen und ich frage mehrfach nach. Das führt zu Irritationen.
Lärmverschmutzung, die anderen nicht bewusst wird
Doch wenn die Lärmverschmutzung im Raum zu groß ist, dann arbeite ich bereits unter Fullload, wenn mich jemand anspricht. Denn ich bekomme viele Geräusch-Informationen geliefert, weil mein Gehirn deliberativ alle Daten aufnimmt und bewusst abarbeitet.
Was möchten Sie?
Letztes Jahr war ich in Münster und wollte einen Bowl in einem dieser hippen veganen Restaurants mitnehmen. Die Planer hatten an alles gedacht, nur nicht an autistische Gäste.
Genau über der Stelle, wo man die Take away Bowls zusammenstellen lässt, hatte man in der Decke eine Lautsprecherbox integriert.
Viel Gerede in der Take Away Schlange, die offene Tür trug Autolärm rein, Geräusche der Geräte (Kühlung). Zusätzlich noch andere Reize (wurde mehrfach berührt). Dann war ich an der Reihe und ich SAH, dass die Frau hinter der Theke was sagte, aber ich konnte es nicht prozessieren. Ich musste mehrfach nachfragen. Hinter mir kam "Stimmung" auf.
Ich sagte, sorry, ich kann leider nicht verstehen, was sie sagen. Und endlich reagierte sie. Sie hatte entschieden, dass ich schwerhörig bin und kam an die Seite, fragte erneut nach, sehr laut.
Nun standen wir nicht mehr unter dem Lautsprecher und ich konnte bestellen. Für mich ging es nicht um die Lautstärke, sondern um die Menge der Reize, die ich verarbeiten musste. Der Lautsprecher war genau der Reiz, der zu viel war.
Wenn Wissen Barrieren abbaut
Es hätte null Euro gekostet, dieses Restaurant barriereärmer zu gestalten. Einfach keine Box da anbringen, wo bestellt wird. Hätte sicher auch Menschen mit Hörgerät gefreut.
Versteht mich nicht falsch, ich bin eine starke Persönlichkeit und frage nach. Aber dieses Bestellen hat mich zusätzliche Energie gekostet, denn ich musste mich anstrengen - unnötig anstrengen.
Diese Energie hätte ich gerne in andere Dinge gesteckt.
Was ist mit Menschen, die sich vielleicht nicht trauen, laut zu sagen, "ich kann Sie nicht hören", die beim nächsten mal das Restaurant, soziale Events meiden? Es wird immer wieder behauptet, dass wir an Anxiety leiden... vielleicht leiden wir unter Barrieren, die dann Anxiety auslösen?
Ich habe bewusst das Wort Lärmverschmutzung genommen, um darauf hinzuweisen, dass Geräusche eine Belastung sein können.
Ihr seht, Accessibility muss nicht immer Geld kosten, sondern erfordert manchmal nur ein mitdenken.
© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten.
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