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Das leidige Thema Besonderheiten & warum es ein Othering ist

Lass uns über die Bezeichnung Besonderheiten sprechen und warum diese ausgrenzt und die Person gedanklich in eine anderer Gruppe verschiebt. 

 

Ich verspreche, ich gebe alles, um den Sprung in diesem Text vom Delfin zum Strauß mit Zwischenstopp hinzukriegen. :-) Und würze das Ganze mit Autismus und ein bissl Biologie.

Stell dir vor, du bist ein gutgelaunter Delfin, schwimmst so vor dich hin, fühlst dich in deinem Element. Läuft bei dir.. sorry, schwimmt bei dir. Ein Bekannter von dir ist Strauß. 

 

Geschwindigkeiten - im Kontext lesen 

Ihr beide steht auf Geschwindigkeit. Als Delfin schaffst du bis zu 55 km/h. Fühlst sich ziemlich gut an, wenn du durchs Wasser gleitest. Dein Kumpel Strauß kommt sogar auf fette 70 km/h. Das schaffe ich mit dem Rad nicht mal bei Rückenwind ;-)

Eure Eigenschaft "Strecke zurücklegen" nutzt ihr unterschiedlich, doch zu eurem Vorteil. Du im Wasser, der Strauß auf dem Land. Zwar atmet ihr beide über die Lunge, aber du hast im Laufe deiner Evolution gelernt, die Luft ziemlich lange anzuhalten, verfügst über ein Blasloch, dass du beim Tauchen verschließen kannst. 

Dein Kumpel hat, zusätzlich zur Lunge, Luftsäcke (5 Paare) entwickelt, die ihm helfen, Sauerstoff optimal zu nutzen. Für die super langen Beinen hat er sich ein Gimmick gegönnt: Als einziger Vogel hat er nur zwei Zehen, was seinen Speed unterstützt.

 

Optimale Vorbereitung auf spezifische Umwelten

Beide seid ihr optimal auf eine spezifische Umwelt abgestimmt und könnt dort Höchstleistungen erbringen. Ihr erreicht euer Ziel unterschiedlich, aber gleich gut. Beide bewegt ihr euch fort, nur eben unterschiedlich. 

 

Keine Besonderheit, nur unterschiedliche Wege

Weder das eine noch das andere ist eine „Besonderheit“, euer „anders“ einfach normal für euch. Zwei Wege, ein Ziel: schnell ankommen.

 

Die neuronormative Macht des Faktischen

Nun zählt ab heute nur noch deine Umgebung. In dieser ist dein Strauß-Kumpel nicht mehr "anders normal", seine Art der Fortbewegung wird als "Besonderheit" neu gelabelt. Ihr seid nicht mehr "anders gleich gut" bei gleichem Ziel. 

Ab jetzt ist dein Habitat die Norm und schwupps ist dein Kumpel verpflichtet, da mitzumachen. Es nutzt deinem Kumpel wenig, dass er "eigentlich" schneller ist. Strauße sehen im Meer eher.. nun ja.. fehl am Platz aus. Kann auch gesundheitlich "etwas herausfordernd" werden. 

 

Bewertungsmaßstab & Wert verschiebt sich

Und so wird aus dem zwei "bewegen sich anders fort" und "doch gleich normal" ein nur das eine ist eine Norm, die für alle gilt. Der Bewertungsmaßstab verschiebt sich: aus gleichwertig in seiner Unterschiedlichkeit wird „delfinisch Norm“ und „straußisch besonders“. Unbewusst schwingt nun ein "richtig und passt nicht" mit. 

„Besonders“ ist ein Trostwort, das trennt und heimlich abwertet. 

"Besonders" schafft ein Othering, es erschafft die delfinische Norm-In-Group und eine Out-Group. Es gibt kein gleichwertiges "anders" mehr. Die In-Group seid ihr und die anderen "besonders". Somit entsteht aus dem Besonderen-Bild heraus eine unbewusste Bewertung erschaffen, in der es ein "das sind wir" und ein "da ist eine kleine Gruppe, die anders sind"

Aus gleich in seiner Verschiedenheit wird besonders, ein "für sich alleine, gesondert, separat". So trennt diese Trostwort, das Mitleid spenden soll, statt ein respektvolles "wir sind zusammen in unserer Unterschiedlichkeit" zu fördern...

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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