Ich bin Autist*in, ein autistischer Mensch.
Autistische Menschen wählen für sich unterschiedliche Bezeichnungen. Diese sind "legit", sprich, sie sind zu respektieren.
Ich persönlich lehne für mich die Bezeichnung "Mensch mit Autismus" ab. Sie entspricht nicht meiner Identität. Trotzdem respektiere ich die Eigenbezeichnung meiner autistischen Mitmenschen.
Übrigens lehne nicht nur ich die Wortwahl "Mensch mit.." ab. Es gibt Befragungen weltweit, die zeigen, dass die Mehrzahl autistischer Menschen sich für Autist*in entscheidet und nicht als "Mensch mit Autismus" bezeichnet werden will.
Interessanterweise genau umgekehrt ist es bei "Menschen, die was mit Autist*innen" machen. Sie bevorzugen "Mensch mit Autismus".
An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, dass es jedem autistischen Menschen selbst überlassen bleibt, die für sich passenden und stimmigen Worte zu wählen. Niemand hat das REcht, über ihre Köpfe hinweg für sie eine (Aus)wahl zu treffen.
Du fragst nach Gründe für meine klare Wortwahl? Tatsächlich gibt es mehrere:
Ich bin ein Mensch MIT Job, Haus, Haustier.
All diese Dinge könnte ich abgeben, denn sie sind MIT mir. Ich kann meinen Job wechseln, das Haus verkaufen, die Katze kann sich entscheiden, dass sie bei den Nachbarn leben will. Ich könnte ein Mensch mit einer Erkältung sein, die würde ich dann gerne von mir trennen wollen.
"Mensch MIT Autismus" impliziert für mich, das der Mensch und "der Autismus" nicht verwoben sind. Und genau unter diesem Blickwinkel haben autistische Menschen jahrzehntelang gelitten.
Autismus ist die Bezeichnung für mein Neuro-Setting.
Und dieses Neuro-Setting ist die Basis/das Fundament meiner Persönlichkeit. Ich habe meine Persönlichkeit entwickelt, indem ich mein autistisches Fundament genutzt habe. Mein Neuro-Setting gab und gibt bestimmte Strukturen vor und diese habe ich wertschätzend als mein Fundament angenommen.
Ich baue regelmäßig an meiner Persönlichkeit, um mich zu entwickeln. Aber ich tue alles mit dem Wissen meines neurologischen Settings. Denn ansonsten beschädige ich die Statik meines Hauses/meiner Persönlichkeit. Selbstfürsorge, Selbstbewusstsein sind wichtig.
Wir Menschen - autistisch und allistisch - haben den gleichen Wert, die gleichen Rechte. Wir müssen den alten Pfad verlassen, der zu Lösungen führte, mit der autistische Menschen gezwungen wurden, sich allistisch zu geben, um Mensch sein zu "dürfen"..
Ich bin ein autistischer Mensch.
Es besteht keine Notwendigkeit, mich durch Nutzung von "Mensch mit Autismus" daran zu erinnern, dass ich ein Mensch bin. Wer meint, mir mein Menschsein bestätigen zu müssen, sollte in sich gehen und fragen, was er für eine Vorstellung hat. Wieso sollte ich eine Bestätigung meines Seins benötigen?
Würdest du einem Linkshänder sagen, er sei ein Mensch mit Linkshändigkeit ist? Nur, damit er weiß, dass er ein Mensch ist? Wohl nicht. Du bezeichnest ihn als Linkshänder. Denn diese Linkshändigkeit ist Teil seines neurologischen Settings.
Wir Autist*innen sind Menschen by nature.
Dieses Selbstbewusstsein ist wichtig, um ein autismusgerechtes und damit ein menschwürdiges Leben führen zu können. Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen die sich als Autist*in identifizieren ein höheres "Well-Being" angeben!
Ich bin Autist. Ich bin Mensch.
Ich habe die gleichen Rechte und Pflichte und ich gebe Respekt und erwarte Respekt für mein Sein.
© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten.
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