Nahrungsmittel - 
Was die Konsistenz von Essen bedeuten kann

Eilmeldung: Ich wollte ne Nektrarine essen und konnte es nicht. 

 

Ich dachte, ich verbinde mal "ungeschickt" diese private Wasserstandmeldung und schmuggle ein bisschen Wissen über Autismus rein :-) *interaktionanstoß* und habt ihr heute was Leckeres - Unleckeres gegessen? *räusper* habe ich euch schon mal erzählt, dass für viele Autist*innen die Konsistenz von Nahrung sehr wichtig ist? 

Für mich sind Nahrungsmittel wie Joghurt auf der Ebene von Bewerfen mit alten gammeligen Tomaten ;-) ich mag beides nicht. Es geht nicht um Geschmack, sondern um diese schreckliche Konsistenz, ich kann sie nicht ertragen. Als Kind habe ich Joghurt nur eingefroren als Eis gegessen, aber Joghurt "so" ist..... Kartoffelpüree ist an der Grenze des Erduldbaren, wenn gut gewürzt und fest.

 

Mythos: "Das wächst sich aus"

Auch, wenn immer behauptet wird, dass sich solche Empfindungen auswachsen würden. Nein, dass ist so nicht richtig. Für viele autistische Menschen sind die "Daten", die durch die Konsistenz von Nahrungsmitteln übertragen werden, immer noch unangenehm. Sie wurden nur darauf trainiert, sich zu zwingen. 


Nicht das Unangenehme ist weg, sondern man wurde so oft gezwungen, nicht auf den eigenen Körper zu hören, dass man den Kontakt zu ihm verliert. Dies möchte ich nicht mehr mitmachen. Ich möchte ich sein und meinen Körper und seine Äußerungen wertschätzen und in meine Entscheidungen einfließen lassen.

 

Und was hat das nun mit Nektarinen zu tun?

Vor zwei Tagen habe ich eine Stiege Nektarinen gekauft und die waren perfekt. Sehr fest und ich war begeistert. Jetzt habe ich noch ein paar übrig und begeistert in eine gebissen. Die Biester sind - ohne meine Erlaubnis - in zwei Tagen so gereift, dass ... ieh... bäh... die sind weich. Also für Shino Verhältnisse zu weich. Riechen gut, aber ich kann sie nicht mehr essen, die Konsistenz ist nicht tolerierbar. 

 

Entscheidungsfreiheit im Kleinen

Und nun seht ihr, was Macht und "Entscheidungsfreiheit im Kleinen" bedeutet für mich als autistischen Mensch. Ich bin erwachsen und ich entscheide, auf meinen Körper zu hören und werde aus den Dingern ein Eis machen. 

 

Macht für den eigenen Körper neu erschaffen 

  • Diese Macht habe ich, weil ich entscheiden, kann, was mir gut tut und was ich nicht ertragen will. Als Kind hätten man mich jetzt ggf gezwungen, die angebissene Nektarine zu essen, über mein eigenes körperliches Empfinden wegzugehen und zu erdulden, was andere für unwichtig bewerten. Hätte ich dann reagiert, hätte es geheißen, dass wäre "der Autismus" gewesen. Ich müsste halt lernen auszuhalten. 

    So etwas geschieht autistischen Kindern regelmäßig. Allistische Menschen entscheiden, was auszuhalten ist. Zieh den Pullover an, der kann auf der Haut nicht stören. Iss das, das riecht nicht stark, trink dies, das ist nicht zu warm/kalt, lass dich umarmen, ertrag dies....

    "-> rates of food selectivity in samples of autistic youth were strikingly high e.g. 62% showed food selectivity.... 
    -> while food refusal improved over time, the number of foods eaten did not increase, suggesting that the decrease in overall selectivity may be better attributed to a decrease in caregivers offering non-preferred foods... 
    ->researchers found that food textures are the primary reason for food refusal in autistic youth
    -> association between sensory sensitivity and food selectivity, with food texture representing a strong contributing factor.

 

Bitte versteht, dass viele autistische Kinder und Erwachsene bestimmte Konsistenzen nicht essen können, ohne sich langfristig selbst zu beschädigen. Wir müssen unsere Fähigkeiten, Reize bewusst aufzunehmen, wertschätzen und uns entsprechend verhalten.

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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