Liebe Allistics (= non-autistische Menschen),
bitte hört auf, autistischen Menschen den Rat zu geben, sie sollen sich _einfach_ im Job "outen".
Ihr habt nicht die geringste Ahnung, was ihr da macht! Des Öfteren löst sich eine Karriere nämlich durch das Wort Autismus in heiße Luft auf, ist schneller vorbei, als ihr DEI buchstabieren könnt. Noch immer sind Autismus und Stigmatisierung eng verwoben in unserer gemeinsamen Arbeitswirklichkeit.
Ihr merkt sicher, dass ich verärgert bin und es hilft leider kein Beruhigungsstee, sondern nur offen kommunizieren:
Ich habe den Post eines gutsituierten allistischen Herren gelesen, der vor der Rente "was mit Inklusion" gemacht hat. Und ja, ich bin on fire:
Er schrieb, dass man seine "Behinderung" akaNeurodivergenz wie Autismus in der Firma "einfach" offen legen soll. Aus seiner Erfahrung heraus...
Was für eine Erfahrung haben non-stigmatisierte Menschen, wenn es um ein Outing geht?
Selbst wenn er hundert Jahre was mit Inklusion gemacht hat, weiß er nicht, was es bedeutet, laut und deutlich zu sagen: "Ich bin Autist*in!" Wie sich diese "Aura des Defizits" mit dem Wort Autismus über einen legen kann.
Es kommt auf das berufliche Umfeld an und das wird leider nicht von uns Autist*innen bestimmt. Es gibt Firmen, da läuft es großartig und es gibt Firmen, da sucht man besser nach einer neuen Stelle. Manche sehen unsere Potentiale und sind froh, dass wir out-of-the-box Denken mitbringen und andere...
Berufstätige autistische Menschen müssen SELBST entscheiden, ob sie wollen und können. Ich rate jedem, sich mit autistischen Erfahrungsträgern z.B. in einer SHG auszutauschen.
Self-Disclosure (Selbst-Offenbarung) vorbereiten
Es ist sinnvoll, das ganze vorzubereiten: Welche Führungskräfte sollte man vorher ansprechen? Welche Allies gibt es? Wie geht man mit Vorurteilen um?
Der Preis des unmasking..
Ich habe mich beruflich unmasked und es hat mich Geld, Rentenanwartschaften, Lebenszeit und Energie gekostet.
Ich würde es wieder tun. Aber ich habe einen Kampf geführt, der mich an meine Grenzen gebracht hat. Doch ich hatte Kraft zum Kämpfen und Ressourcen.
Ich hoffe, dass dies jungen Autist*innen erspart bleibt. Deshalb setze ich mich so für autistische Rechte ein.
Ich will, dass junge autistische Menschen endlich ein freies und glückliches Leben führen können.
Dass sie nicht begrenzt, sondern respektiert werden. Ich stehe für meine Rechte ein und kämpfe, aber es kostet Ressourcen.
Autist*innen zum sofortigen Outing aufzufordern, ist verantwortungslos. Was, wenn es z.B. in der Firma schief läuft? Es muss geplant und organisiert werden. Seid ihr dann da?
Self-Disclosure
Viele moderne Autist*innen nutzen statt des Wortes Outing lieber Self-Disclosure, um zu unterstreichen, dass es sich um eine Selbstoffenbarung handelt, zu der noch immer Mut gehört.
Denn Stigmatisierung, Vorurteile, Defizit-Denken sind noch immer stark unter neuronormativen Menschen ausgeprägt und gefährden unseren Zugang und Teilhabe.
Um sich sichtbar zu machen, bedarf es eines Umfeldes, dass die Sicherheit gibt, dass diese Selbst-Offenbarung nicht die eigen Karriere beendet und man über Defizite-Listen gelesen wird
© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten.
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