Arbeit 4 & Bewerbungsverfahren

Fehlende Sichtbarkeit schafft Unsicherheiten

 

Da sich viele neurodivergente Mitarbeitende, wie z.B. Autist*innen in Unternehmen kaum sichtbar sind, kann es bei HR-Personen und neuronormativen Führungskräften zu Unsicherheiten kommen, wenn sie das erste mal auf sichtbare Neurodivergenz treffen.

 

Oft ist ihnen nicht bewusst, dass sie bereits im Kontakt mit neurodivergenten Mitarbeitenden sind, denn diese masken. So verdecken sich autistische Menschen häufiger und ahmen allistisches (non-autistisches) Verhalten nach. Nicht, weil sie es so für sie angenehmer ist, sondern, weil sie es müssen um Karriere zu machen..

 

Dies ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern erwiesenermaßen ein "independent risk factor" für Suizid! Es ist daher wichtig, ein Klima zu schaffen, in dem sich neurodivergente Menschen sicher demasken können.

 

Unmasking - sich nicht mehr verdecken, sondern gesund leben 

Dieses unmasking hat auch für das Unternehmen vielfältige Vorteile, denn Mitarbeitende leben sich gesünder und können ihre vielfältigen Potentiale nutzen. Sie sind langfristig erfolgreicher.

   

So haben Autist*innen ein hohes ATD (Attention to Details), was ihnen hilft, Fehler in komplexes System zu finden.

Doch dieses ATD führt dazu, dass sie grundsätzlich viele Reize wahrnehmen können. So schützen sich viele mit NC cancelling Headsets, flitternden in ear protection, Sonnenbrillen und sogar Mützen. 

 

Für Menschen, die weniger Reize wahrnehmen können, kann es im ersten Moment irritieren, wenn Bewerbende zum Termin mit Sonnenbrille erscheine und diese erst zum Gespräch abnehmen. Dabei sind ist diese "protection hardware" sinnvoll und gesundheitsbewusst und fördert zudem das entspannte Erscheinen zum Gespräch.

 

Aufgrund des deliberativen Bottom to top Denkens ist z.B. autistischen Bewerbenden Logik und Klarheit sehr wichtig. Daher wird eine stringent und ehrliche Kommunikation bevorzugt. Dazu kann gehören, dass ein Smalltalk nicht nur als unnötig, sondern auch als "zu viel" empfunden wird. Vieles wird nicht über „mitschwingende Subtexte“ dargelegt, sondern durch Aussagen, Fakten. 

Das kann dich als HR Person beim ersten Gespräch nervös machen, denn jemand nutzt eine für dich neue Sprache:
Mach dir bewusst, dass Autist*innen Tag für Tag vor dem gleichen „Problem“ stehen. Ihr ganzes Leben lang wurde/ wird von ihnen verlangt, dass sie eine „andere Kommunikationsform“ in ihrer Tiefe nachempfinden und bestenfalls „imitieren“. Mit Techniken, die nicht zu ihren Tools passen. Während ihnen gleichzeitig kaum ein Millimeter entgegengegangen wird.

Wenn neue MA andere Techniken mitbringen, kann das für euer Unternehmen wunderbare Synergieeffekte erzeugen. Ein allistisch-autistisches Team, welches das Wort Team verdient, kann ihre Themen unter vielen Sichtweisen betrachten und angehen. 

 

Double Empathy Problem

Stell dir vor, ihr arbeitet an einem Tunnel und startet von zwei Seiten. Ihr werdet euch in der Mitte treffen, wenn ihr klar miteinander kommuniziert, euer Ziel klar definiert wird. Das Projekt wird deutlich schneller fertiggestellt. Genauso ist es mit der Kommunikation, beide Seiten müssen aufeinanderzugehen udn sich erklären. Es braucht eine gemeinsame Strategie mit Einsatz von beiden Seiten.

 

Gelingende Kommunikation durch Interaktion 

Das funktioniert nur, wenn ihr interagiert <–> Beide Seiten tragen die gleiche Verantwortung für eine gelingende Kommunikation.

Mit all dem Wissen und deinem Interesse willst du nun deine Einladung rausschicken und dir ist bewusst, es könnten zwei Kommunikationsstile „aufeinandertreffen“. 

 

Wie schreibst du stressfrei eine barrierearme Einladung? 

Nimm deinen „Standardbrief“ und werfe einen genauen, detailfokussierten – also 😊 autistischen – Blick drauf. 

  • Widersprechen sich Aussagen? 
  • Sind genug Details enthalten? 
  • Sind alle Fakten in logischer Reihenfolge aufgeführt? 
     

Immer dann, wenn du bei deinem Text denkst, das brauche ich nicht schreiben, dass weiß „man“ doch – Cave: Wer ist „man“? Gehst du grade von dir aus? Heißt dieses „man weiß“, dass du grade deine Techniken/Erfahrungen als Basis für alle nimmst? 

 

Dein Körper, deine Tools, deine Techniken – autistische Bewerbende bringen eigene Tools und Techniken mit und ihr könnt euch in der Mitte treffen. 

Es bedarf eines von allen ausgehenden, offenen und wertschätzenden Interesses, um gemeinsam etwas zu bewegen. 

 

Die autistische Person, auf die du treffen wirst, wird genau dieses Interesse mitbringen. Was sie erwartet, ist Respekt vor ihrem Menschsein und deine Bereitschaft, gemeinsam mit ihr einen Schritt aufeinander zuzugehen.

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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