Wenn das 
"trotz Autismus" 
von den Barrieren ablenkt

Nein, liebe un-behinderte, neuronormative Mitmenschen, be-hinderte und neurodivergente Menschen sind keine "Inspiration" für euch, weil sie "trotz Behinderung" oder "trotz Autismus den eigenen Weg" gehen. Regelmäßig höre ich im KOntext Autismus, dass es eine Person "trotz Autismus geschafft hat, erfolgreich zu sein".

 Inspirationsframing

Das Bild vonr autistischen, behinderten, ach so "tapferen" "eingeschränkten Menschen, die "mutig gegen die Herausforderungen des Lebens ankämpfen", ist - bei allem Respekt - ein Inspirationsframing. Es wird mit dem Wort trotz ein falsches Bild geschaffen. Als sei die Barriere nur in ihnen, ihren Körpern. Das die Umwelt eine Barriere ist und sie es trotz dieser Umwelt geschafft haben, wird verdeckt.

Neurodivergente Menschen und Menschen mit Behinderungen müssen oft zusätzliche Arbeit leisten, um vom Startblock des Lebens überhaupt starten zu können. Einen Platz, von dem andere längst gestartet sind. 

Unbe-hinderte Menschen mit Teilhabe-Privilegien 

Diese Zusatzarbeit ist kein Inspirationsinkubator für Menschen mit Teilhabe-Privilegien, sondern genau das, was sie aussagt: ZUSÄTZLICHE Arbeit.

Wenn nun diese Arbeit als Inspiration in den Vordergrund geframt wird, nimmt sie den Blick aufs Wesentliche: Woher kommen diese "Herausforderungen", denen sich einige stellen "dürfen"? Warum gibt es Stigmatisierungen, Vorurteile und Stereotype? Warum sind diese Zusatz-Kämpfe kein Aufruf, gemeinsam Barrieren abzubauen?

Barrieren müssen an ihrem Ursprungsort erkannt werden

Yep, ich habe viele Barriere genommen, bin jede Extrameile gegangen und habe mich Herausforderung gestellt, von denen manche Mitmenschen nicht mal wissen, dass sie da sind. 

Aber WARUM muss(te) ich überhaupt diese Extra-Leistung erbringen?

Ich möchte meine kostbare Energie nämlich gar nicht in diesen "inspirierenden Herausforderungen" verbrauchen. Ich möchte wachsen, mich entwickeln, dazulernen, wertvoller Teil unserer Gemeinschaft sein, mich einbringen, geben und bewegen, statt um Zugang, Respekt und Teilhabemöglichkeiten zu kämpfen.

So, wie du, möchte ich ein erfülltes, aufregendes Leben voller Abenteuer, statt darauf hinweisen zu müssen, dass ich keine Defizit-Liste aus Klischees und Stereotypen bin.

Lass uns diese "Inspirations-Storys" beiseite schieben und GEMEINSAM an einer Welt arbeiten, die allen Menschen ein erfülltes Leben ermöglicht.

Lass uns eine Welt erschaffen, in der Menschen nicht durch Stereotype und Vorurteile ausgebremst werden. In der sich neuronormative Menschen nicht mehr das Recht herausnehmen, neurodivergente Mitmenschen über Defizit-Listen zu definieren.

Ja, ich will Herausforderungen. 

Ich liebe es, meine Fähigkeiten auszutesten und an Aufgaben wachsen. Doch sollen meine Herausforderungen keine unnötigen Kämpfe um Teilhabe und Respekt sein, sondern mir das Ausloten und Ausschöpfen meiner Fähigkeiten ermöglichen.

*lufthol* Liebe*r X aus Y: du meinst das bestimmt nett, aber statt meinen Kampf um Teilhabe als Inspiration zu bezeichnen - überlege mal, wie weit ich hätte kommen können, wenn ich nicht regelmäßig die Extrameile hätte laufen müssen. ;-)

Danke an alle, die daran arbeiten, dass unsere Welt allen offen steht, die Barrieren und Vorurteile sichtbar machen, ihre Privilegien hinterfragen und Chancen teilen. Ihr seid die echte Inspiration für unsere Gesellschaft.

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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