Wenn Stereotype & Vorurteile das Bild über Autismus prägen
Eine Freundin: "Du warst doch früher ganz normal! Wie ist das passiert? Gibt es Pillen, die du nehmen kannst?" Huch, was war denn da los? Ich wollte einfach ein gesundes Leben.
gesundes und erfülltes Leben führen
Also sagte ich einer lieben Freundin, dass ich in Zukunft offen autistisch leben werde. Denn genau so ist mein Neuro-Setting und ich habe Selbstliebe. Und aus dieser Liebe zu mir selbst, will ich das gleiche wie die wohl die meisten Menschen: ein gesundes und erfülltes Leben führen.
Wenn ein sich leben wollen, als Defizit-Leben gewertet wird
Etwas, was bei dir gefeiert wird, kann bei Menschen wir mir als irritierend gesehen werden. Denn wenn Autismus (oder eine andere Neurodivergenz) als "Fehler im System" gewertet wird, dann führt ein sich autistisch leben wollen, zu einer Fehleinschätzung.
Sich nicht mehr verdecken, unmasken
Wenn sich jemand wie ich, der sich über Jahrzehnte verdeckt (gemaskt) hat, auf einmal offen leben will, dann erscheint dies als ein Sichtbarwerden von Defiziten. Je weniger ein*e Autist*in autistisch sichtbar, je besser sie sich verdeckt, als je "funktionaler" wird die Person bewertet.
Wenn Masking das Leben gefährdet
Doch, wer sich liebt , will sich neurologisch gesund leben. Dazu gehört, das Masking zu beendend. Dies ist grade vor dem Hintergrund bedeutend, dass Studien zeigen, dass Masking ein "unique independent risk factor" für Suizid ist. Unmasking kann Leben retten!
So will ich respektvoll und fürsorglich mit meinen Körper umgehen und einen unmaskierten liebevollen Umgang mit meiner Seele und meinem neurologischen Setting pflegen.
Stereotype & Vorurteile überall..
Schade, wenn in dieser Gesellschaft noch immer eine Vorstellung "herumwabert", die Autismus a priori als Fehler bewertet ist. Stereotype und Vorurteile so eng gefasst sind, dass mein individuelles Menschsein für einige dahinter verloren geht.
Stereotype, die hier auf LinkedIn fleißig als "Aufklärung" verkauft werden und in Wahrheit Defizitlisten sind, die mich meiner Persönlichkeit, Fähigkeiten und Chancen berauben. Noch immer gibt es Anbieter von "Neurodiversity-Angebote", die so weit von Neurodiversity entfernt sind, wie wir von der Andromedagalaxie (da sind 2,5 Mio Lichtjahre ein guter Vergleich).
Diese Anbieter*innen fokussieren darauf, was Autist*innen nicht können und prägen so das Bild mit, dass in unserer Gesellschaft herrscht. Ob diese "Aufklärer*innen" eigentlich wissen, dass das Wort Neurodiversity vor über 20 Jahren in der autistischen Community entstand? Dass es das Gegenteil eines Defizit-Denkens ist?
Die Gefahren der Defizit-Orientierung erleben wir regelmäßig
Genau diese defizitäre Sicht führt dazu, dass viele Autist*innen unter dem Druck stehen, sich zu verdecken – um eine Karriere zu haben. Regelmäßig kommt es zu einem Abgleich: Bist du so wie ich? Nein? Dann ist alles, was du anders machst, anderes benötigst, ein Fehler, ein Defizit.
Wegen dieses Narratives hat meine Freundin damals so reagiert. Sie wusste es nicht besser. Wie auch? Bis zu meinen: "Ich bin Autist." war ich für sie Shino, ein individueller Mensch, mit dem sie befreundet war, seit 20 Jahren.
Als das Wort Autismus fiel, sah sie all diese Stereotype, Defizite. Das passte für sie nicht mit der Person zusammen, die so lange schon kannte. Also war ihre Schlussfolgerung, dass die "normale Shino" von früher, scheinbar von "DEM Autismus" befallen wurde. Und dieser Autismus, der ja negativ gelesen wird, Shino verändert hat: Von normal zu defizitär nur durch ein Wort.
Daher ihre "Lösung": Man gibt der Shino eine Anti-Autismus-Pille und schon ist "der" Autismus weg und Shino "normgerecht normal".
Glücklicherweise reagiere ich als Autist deliberativ-nachdenkend auf solche Misskonzeptionen :-) und so habe ich sie da abgeholt, wo sie stand: nämlich mitten in den Stereotypen. Habe ihr Studien erklärt, was für mich gesund leben heißt und das Thema war durch. Ich war wieder als Mensch sichtbar.
Genau so ein Sichtbarwerden als individueller Mensch brauchen wir in unserer gemeinsamen Arbeitswelt: aktive Autist*innen, die selbst kommunizieren, mit sich im Reinen sind. Das reine ÜBER uns "aufklären" verstärkt das Narrativ von passiven Autist*innen.
Wir brauchen eine Welt, die uns so sieht, wie wir sind: vielfältig und mit Potentialen ausgestattet, die wir aktiv einbringen wollen. Dazu müssen wir in der Breite unserer Möglichkeiten und Potentiale sichtbar werden.
Wir können und wollen unsere gemeinsame Arbeitswelt mitgestalten und etwas bewirken.
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