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Allistisches Gatekeeping - "Du bist kein richtiger Autist!"

Da Autismus noch immer über enge defizitorientierte und somit stigmatisierende Stereotype gelesen wird, treffen autistische Menschen, die diesen nicht entsprechen, regelmäßig auf Allistics (non-autistisch), die ihnen ihr autistischen Sein absprechen. So kommt es zu einem Gatekeeping, bei dem nicht autistische Personen meine, entscheiden zu können, wer von ihnen als "echter" Autist gesehen wird. 

 

"Du bist eben kein richtiger Autist! Die können das nicht. Ich weiß das, ich:
+ kenne einen
+ weiß das einfach so
+ habe darüber gelesen
+ mache beruflich was mit *ich habe immer recht*!" 

Schon Übergriffigkeiten zurückzuweisen werden als Beleg dafür gesehen, nicht "richtig autistisch" zu sein

Solche Sprüche bekomme ich als Autist manchmal zu hören, wenn ich mir verbitte, dass jemand mir gegenüber übergriffig mir mein Leben und meine Fähigkeiten erklären will. Wenn ich Respekt vor meiner Integrität erwartet und einfordere.
 

Das zu einer festen Größe gewordene Autist*innen können nicht
Was mich fasziniert, ist die Bestimmtheit, mit der Stereotype quasi "festgekrallt" werden. Autist*innen können nicht. Schon gar keine starken Persönlichkeiten sein, die aktiv handeln. Und wenn doch, dann.. sind sie eben keine „richtigen“ Autist*innen. 

So gebären sich allistische (non-autistische) Menschen als Gatekeeper für Autismus. Du kannst zu viel, du kannst nicht autistisch sein. Statt zu verarbeiten, dass ihre Stereotype eben nur Stereotype sind, wird einfach entschieden, dass Menschen keine „richtigen“ Autist*innen sein können, sobald sie sich nicht auf die Defizit-Liste verschieben lassen.
 

Alle sind eine Person bestehend aus Defiziten? 
Das Icing on the Cake ist der Hinweis, man kenne einen Autisten und daher könne ich keiner sein. Öhm. Es gibt weltweit mehr als 85 Millionen Autist*innen, nach den neuen Zahlen des CDC aus den USA sogar mehr als 220 Millionen und alle sind eine Person? 

Perse männlich und alle so, wie die Person, die "mein" Gatekeeper kennt? Da frage ich mich, wer hat hier eigentlich diese berüchtigten Probleme mit der Theory of Mind und schafft keinen Perspektivwechsel? Wem fehlt die Empathie sich in ein Gegenüber hineinzuversetzen, dem man grade die Identität abspricht? Wer kann nicht verstehen, dass Autist*innen echte, richtige Menschen mit einzigartigen Persönlichkeiten sind?

Und hier kommen wir zum Neuro-Energie-Gap, den ich hier so benenne und sichtbar mache: Ich muss kostbare Energie verschwenden, um Grenzen zu setzen, die von vorn herein hätten akzeptiert werden müssen. Ich habe das grundsätzliche Recht als Mensch, als Individuum gesehen zu werden.

Klar, setze ich Grenzen, aber ich erbringe damit Zusatz-Arbeit, die weder honoriert, noch respektiert wird. Statt sich zu entschuldigen, dass man versucht hat, mich mit Gewalt in eine Autismus-Schablone zu pressen, kommt der Gatekeeper-Modus: "Du bist halt kein richtiger Autist."

Daher eine kleine Info an die Gatekeeper-Fraktion: 

du bist nicht in der Position, zu entscheiden, ob ich Autist bin. Das ist übergriffig und respektlos. Und nein, ich muss dir meine Diagnose nicht zur Genehmigung vorlegen. Abgesehen davon käme selbst dann, der Spruch, dass ich trotzdem nicht „richtig“ autistisch sei. Weil du Autismus als reines Defizit definierst und autistische Menschen nach deinen Vorurteilen einteilst.

Ich bin frigging autistic. Mein neurologisches Setting ist autistisch. 

Auf dieses Fundament habe ich meine Persönlichkeit gebaut und die steht da verdammt fest. Fest genug, um Grenzen zu setzen und Respekt vor meinem Menschsein einzufordern.

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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