Wie ich die Bedeutungshoheit über meine Sensorik verlor

"Das fühlt sich unangenehm an!" 

Deine Sensorik hat einen Reiz wahrgenommen und dein Körper reagiert: mit einem Bauchgefühl, An- oder Verspannen. Bewertung von dir: "Doof!" Du ärgerst dich vielleicht über diese Empfindung.

Als ich zum ersten Mal wieder spürte, dass etwas unangenehm war, habe ich das gefeiert. So fühlt sich das, wenn etwas nicht überwältigend schlecht, sondern "nur" unangenehm ist? So "leicht"sind diese kostbaren Warnsignale meines Körpers? Wie aufregend!

Wie ein Sich-Nicht-Fühlen entstand

Ich bin Autist und nein, das vorherige Nicht-Fühlen lag nicht daran, dass ich eine beschädigte Version von dir bin. Ich habe ein anderes Neuro-Setting, ein verdammt gutes, doch eben anders. In manchen Bereichen kann ich kleinere Reizstärken, in anderen erst Größere wahrnehmen. Wir unterscheiden uns tw sogar in der Zeitspanne, wie lange wir einen Reiz bewusst wahrnehmen.

Reale Reaktionen auf reale Vorgänge unserer Sensorik. Wir beide empfinden Freude, Leid und Schmerz, sind Menschen. Doch unsere Sensorik kann sich unterscheiden und damit der Impact, den Reize auf uns haben.

Akzeptierte Reaktionen

Als Kind habe ich wie du angezeigt, dass etwas ein Missempfinden auslöst, beim Anziehen bestimmter Kleidungsstücke geweint. Die Intensität bzw Existenz dieser Berührungsreize hat mir unsere Gesellschaft nicht zugestanden. "Das ist nicht schlimm!" Selbst bei "anerkannten" Reizen wurde eine gesellschaftlich akzeptierte "Reaktionsspanne" vorgegeben, andere Reize schlichtweg negiert. Ich dachte, ihr "alle" seid einfach besser darin mit der Intensität der Reiz umzugehen. In Wahrheit habt ihr nicht gespürt, was Autist*innen wahrnehmen können.

Reale Reaktionen auf reale Reize

Dass ich andere sensorische Möglichkeiten habe, hat mir niemand erklärt, wie auch, ich wurde gar nicht gedacht. Kein, "Shino ist Autist und reagiert auf real-existente Reize ihrem System entsprechend." Die Bedeutungshoheit über meine Sensorik wurden von euch übernommen: als non-existent oder störend gespiegelt.

Kannst du dir vorstellen, in einer Gesellschaft zu leben, die dir sagt, was du wahrnehmen kannst? Die deine körperlichen Reaktionen auf real-existente Reize nicht anerkennt? In der man deine "Funktionalität" auch daran festmacht, wie sehr du dein Körperempfinden unterdrückst?

Masking oder die eigenen Empfindungen wegdrücken

Um wie gewünscht zu funktionieren, musste ich lernen, meine Empfindungen zu unterdrücken. Sie waren da, aber ich durfte sie nicht mehr empfinden. Ich habe mich an den Abgrund gemaskt und das Gefühl für meinen Körper verloren. Erst wenn mein Leid stärker war als meine Fähigkeit, mich zu unterdrücken, wurden sie sichtbar. Und fuxx, ich konnte hart gegen mich sein.

Seit ich mich autistisch lebe, sorgsam mit mir bin und mich nicht mehr unter "euer" Leitbild zwingen lassen, kann ich mich spüren. Ein, "das ist unangenehm" war ein Meilenstein für mich. Es hat mich Jahre gekostet, um wieder dahin zu kommen.

Bitte respektiert die Körperwahrnehmungen autistischer Kinder als real, lasst sie nicht so kämpfen müssen.

Ein Individuum sein "dürfen"

#Perspektivwechsel_2

 Warum muss ich darauf hinweisen, dass ich ein Individuum bin?
Der Satz "Kennst du eine/n Autist*in, kennst du nur eine/n!" ist einer der traurigsten Sätze, die ich kenne. Denn die Notwendigkeit, ihn aussprechen zu müssen, sagt viel über die Dehumanisierung autistischen Lebens aus. Und ja, es wichtig ist, dass du ihn laut aussprichst, die Quintessenz daraus immer und immer wieder kommunizierst. Schreib ihn in die Signatur deiner Emails, ruf ihn der Welt entgegen. Oder noch besser, folge der Empfehlung von Hendrik Belitz und sage: "Kennst du eine Person, kennst du nur eine!" Denn diese gilt für alle Menschen.

Mit diesem Satz hilfst du mir, als Individuum gesehen zu werden, als vollständiger, einzigartiger, individueller Mensch, der eine "autistische Basis-Ausstattung" hat. Denn mehr ist Autismus nicht, es ist die Basis, auf der sich meine Persönlichkeit entwickelt. Genauso, wie du aus deinem Neuro-Setting deine individuelle Persönlichkeit entwickeln konntest.

Wie das Wort Autismus die Sicht auf eines Menschen begrenzt

Was Menschen aus dem Wort Autismus ableiten, ist der Wert, der mir, meinem tatsächlichen Empfinden und meinen Äußerungen zugemessen wird. Dies entsteht aus der (Un)Tiefe unserer Gesellschaft. Daraus resultieren Kämpfe, die ich führen muss, um respektiert zu werden und um meine Rechte wahrzunehmen. Ich verschwende kostbare Energien/Ressourcen, nur weil ich über Barrieren klettern muss, die für andere nicht einmal sichtbar sind. Und selbst meine Leistung, diese Barrieren zu überwinden, wird gerne unter "Fehlleistung" subsumiert.

Lass uns die Perspektive wechseln:
Möchtest du in einer Welt leben, in der es notwendig ist, dass Menschen andere Menschen daran erinnern, dass du einzigartig bist und kein Abziehbild irgendwelcher Stereotype?

"Kennst du...!" Das nennt sich Individualität. Eigentlich ein no-brainer, dass mehr als 85 Mio Menschen (wahrscheinlich weitaus mehr) weltweit nicht "alle gleich sind", weil sie "DEN Autismus haben", oder?

Die Deutungshoheit über mein Sein

Wenn ich mich offen lebe, werde ich teilweise an Hand von Stereotypen fremd-gelesen. Ich verliere die Deutungshoheit über mein Sein. Angefangen davon, dass mir Menschen erklären, was ich fühle und denke, bis zu dem Punkt, wo einige impulsiv anfangen, mich begrenzen zu wollen. Gerne mit der Info, dass sie eine/n Autist*in kennen.

Um sein Menschsein kämpfen zu müssen

Du unterstützt mich, in dem du aussprichst, dass ich ein individueller Mensch bin. Doch macht das die Entwürdigung geringer, die sich hinter der Notwendigkeit verbirgt, 2023 einen solchen Satz sagen zu müssen?

Autist*innen sind individuelle Persönlichkeiten, die ein jeweils individuelles autistisches Neuro-Setting haben.

Wenn du das nächste mal sagst und ich hoffe, du tust es: "Kennst du...!" dann frage dich:
+ Warum besteht die Notwendigkeit, dass noch immer sagen zu müssen?
+ Könntest du gesund in einer Welt leben, in der man deine Mitmenschen daran erinnern muss?

Frage dich, ob du dich sichtbar genug an meiner Seite positioniert hast, damit wir gemeinsam gegen Stigmatisierung & Stereotype vorgehen - für eine gerechte Welt.

"Man sieht es dir gar nicht an!"

Perspektivwechsel_0

Wie sieht man Autismus?
 

Diesen Satz höre ich des Öfteren und frage, "wie siehst du denn Autismus"? Bilder schwappen durch den Raum:
Rain Man;
ein seinen Gefühlen vollkommen ausgeliefertes Kind, zeitgleich emotionslos;
kognitiv eingeschränkt und doch ein IT-Gott (kann eine IT-Göttin überhaupt mitgedacht werden?), im Keller am PC sitzend, wahlweise die Welt rettend oder gefühlskalt in den Abgrund coden, zumindest aber einsam & pizzaernährt;
unlustig: "Keine Witze bitte, ein Autist ist anwesend";
männlich, Frau nur, wenn mit schlechtsitzender Brille oder zumindest unfähig zum Highheels tragen; non-binär wird nicht mal angedacht.

Wie passe ich da rein?

Wie passe ich als starker autistischer #Mensch da rein? Wie die klugen, interessanten, lustigen #Autist*innen, die ich kenne? Sprengen wir das Bild? Oder ist das Bild nur zu eng? Genau wie allistische (non-autistische) Menschen decken Autist*innen jeweils eine Bandbreite an Persönlichkeiten ab, mit diversen #Potentialen & #Ansprüchen. Wir gehören also beide jeweils unterschiedlichen, mehrdimensionalen #Spektren an.

Autistisches Neuro-Setting

Das Wort Autismus umfasst Menschen mit einem Neuro-Setting, welches sich von dem allistischer Menschen unterscheidet. Es ist eine andere neurologische Verdrahtung im Gehirns. Die Medizin nennt es (noch) eine neurologische Entwicklungsstörung. Immer mehr Forschende verzichten jedoch auf das Wort Störung, wechseln zu Kondition. ASC für Autism Spectrum Condition. Oder sprechen nur noch von Autismus (Spektrum).

Da ist also mächtig Bewegung, dummerweise unsichtbar für diese Gesellschaft. In den Staaten wird das autistische Civil Rights Movement immer größer. Sie wehren sich gegen dehumanisierende Begriffe und wollen die Vielfalt autistischen Lebens sichtbar machen.

Lass uns gemeinsam die Stereotypenkiste durchgehen und aussortieren, was outdated ist und dazulegen, was state-of-the-art und stimmig ist. Und vor allem, lass uns die Kiste so groß machen, dass sie zig Mio einzigartigen Autist*innen gerecht wird.

Ich kann dir diese vielen Millionen Autist*innen nicht mit drei Worten zusammenfassen ohne ihre Mehrdimensionalität massiv zu verringern - genau wie du dies nicht mit alle Allistics tun kannst. Aber ich kann mich erklären.

Eine von vielen

Bedenke bitte dabei, dass ich zwar eine von vielen bin, aber doch einzigartig in meiner Persönlichkeit. Auf meiner Beschreibung steht also Shino und nicht "alle Autist*innen".

Ich werde dich mitnehmen in meine autistischen "Abenteuer" in einer für Allistics gemachten Welt. Werde dir #Barrieren aufzeigen, gegen die ich renne. Vorurteile, die mich bremsen. #Reize, die mich zwingen, Ort zu verlassen, an denen ich mich aufhalten wollte. Kurz, (m)eine Realität sichtbar machen.

P.S. :-) man erkennt, dass ich Autist bin, wenn ich demaske.
Ich verwandele mich nur nicht in einen Werwolf, sondern bin glücklich, gesund und zufrieden.

Wie schaffen wir einen Perspektivwechsel?

Perspektivwechsel als wichtiges Tool

Um die Bedeutung von Diversity und Barrierefreiheit zu (er)leben, ist ein Perspektivwechsel ein gutes Tool, um ein Verstehen zu ermöglichen. Es erfordert Mut, Interesse und Energie, aus seiner eigenen Bubble auszusteigen und die Perspektive anderer kennenzulernen. Mit diesem Verlassen der eigenen Bubble lassen sich vorher unsichtbare Barrieren, (er)spüren und deren Schwere begreifen.

Wie kann der Wechsel einer Perspektive möglich werden? 

Ein "was würde ich in dieser Situation tun?" reicht nicht. Dann bewerten wir weiter mit unserem eigenen Inneren - unseren Möglichkeiten, Bedürfnissen, Erfahrungen und Erwartungen. Können wir so wirklich die Perspektive des anderen (er)leben? Oder braucht es nicht mehr?

Unterschiedliche Ansprüche, aber gleiche Rechte

Aufgrund unterschiedlicher Neuro-Settings können sich die Ansprüche an eine gesunde Umwelt für Allistics (nicht-autistische Menschen) und Autist*innen unterscheiden. DAs Recht auf eine gesunde Umgebung ist ein Menschenrecht, doch ist unsere Welt auf die Bedürfnisse allistischer Menschen ausgerichtet. Dies lässt "unsichtbare" Barrieren für Autist*innen entstehen. Dies kann sie ausbremsen, ihnen Zugang nehmen, ihre Gesundheit schädigen.

Diese Barrieren bleiben unsichtbar, bis wir sie mit einem "tiefen" Perspektivwechsel sichtbar machen. Nicht mehr ein, "Was würde ich als Allistic empfinden?", sondern, "wie empfände ich die Situation mit einem anderen Neuro-Setting? Würde ich so leben wollen, wie es grade vorgegeben ist?"

Wahrnehmung von unsichtbaren Barrieren

Wie können Allistics unsichtbare Barrieren und Hindernisse für Autist*innen wahrnehmen? Verstehen, wie groß der Druck sein kann, sich ungesunden Umständen "zu ergeben", nur um nicht aufgrund unpassender Maßstäbe negativ bewertet zu werden? Nachvollziehen, wie viel Kraft es kostet, täglich seine eigenen Bedürfnisse zurücknehmen zu sollen.

Stigmatisierende Stereotype statt Wissen 

Wenn ihr Autismus im Internet sucht, dann werden euch viele Stereotype präsentiert. Dinge, die outdated, stigmatisierend, gerne auch pathologisierend sind. Ihr werdet lesen, was ich angeblich alles nicht kann. Als sei ich ein Defizitwesen, ein fehlerhaftes Abbild von euch. Dabei bin ich eine starke autistische Frau.

Ich möchte euch mitnehmen auf eine Reise in tiefere Zusammenhänge, um euch zu zeigen, dass wir in unserer Verschiedenheit doch gar nicht so verschieden sind. Wir alle streben nach einem glücklichen & erfüllten Leben, nach Abenteuern & Herausforderungen.

Aufeinander Zugehen

Was können wir tun, um aufeinander zuzugehen? Was kann _ich_ tun, um zu vermitteln?
Ich werde eine Reihe "Perspektivwechsel" starten, in der ich es euch ermögliche, einen kleinen Blick in mein Inneres zu werfen - in der Hoffnung, dass ihr versteht, auf welche #Herausforderungen und #Barrieren ich treffe. Damit ihr sehr, wieviel mehr #Einsatz notwendig ist, um erfolgreich & gesund in einer nicht-abgestimmten Umwelt zu leben.

Zeitgleich arbeite ich an einem Seminar zu "autistische Wahnehmung". Weg von einer Defizitsicht, hin zu Augenhöhe und gegenseitigem Nachempfinden.

Habt ihr Wünsche? Fragen? Themen? Schreibt mich an

Autistischer Zugang oder "ich würde gerne was essen!"

Was haben ein leckerer Bowl, Autismus und ein angenehmer Nachmittag in Münster mit Accessibility zu tun? Wie zeigt die Geschichte dahinter, dass Zugang sinnlos erschwert wird? Und dass es genau NULL Euro gekostet hätte, Teilhabe nicht zu erschweren?

Die Sache mit den Reizen

Als Autist nehme ich viel mehr Reize bewusst wahr. Leise Geräusche haben einen fast gleich hohen/größeren Impact wie laute. Obwohl ich einen verbalen IQ von +140 habe, kann es unter passieren, dass ich nicht mehr prozessieren kann, was jemand zu mir sagt - wenn in der Umgebung viele Geräusche auf mich einprallen. Ihr nennt euren Namen und ich frage mehrfach nach. Weil die Lärmverschmutzung im Raum dazu führt, dass ich bereits unter Fullload arbeite.

Letztes Jahr war ich in Münster und wollte einen Bowl in einem dieser hippen veganen Restaurants mitnehmen. Die Planer hatten an alles gedacht, nur nicht an autistische Gäste. Genau über der Stelle, wo man die Take away Bowls zusammenstellen lässt, hatte man in der Decke eine Lautsprecherbox integriert.

Viel Gerede in der Take Away Schlange, die offene Tür trug Autolärm rein, Geräusche der Geräte (Kühlung). Zusätzlich noch andere Reize (wurde mehrfach berührt). Dann war ich an der Reihe und ich SAH, dass die Frau hinter der Theke was sagte, aber ich konnte es nicht prozessieren. Ich musste mehrfach nachfragen. Hinter mir kam "Stimmung" auf.

"Ich kann Sie leider nicht hören!"

Ich sagte, sorry, ich kann leider nicht verstehen, was sie sagen. Und endlich reagierte sie. Sie hatte entschieden, dass ich schwerhörig bin und kam an die Seite, fragte erneut nach, sehr laut. Nun standen wir nicht mehr unter dem Lautsprecher und ich konnte bestellen. Für mich ging es nicht um die Lautstärke, sondern um die Menge der Reize, die ich verarbeiten musste. Der Lautsprecher war genau der Reiz, der zu viel war.

Wenn Zugang nichts kostet außer Zuhören

Es hätte null Euro gekostet, dieses Restaurant barriereärmer zu gestalten. Einfach keine Box da anbringen, wo bestellt wird. Hätte sicher auch Menschen mit Hörgerät gefreut.

Versteht mich nicht falsch, ich bin eine starke Persönlichkeit und frage nach. Aber dieses Bestellen hat mich Energie gekostet, denn ich musste mich anstrengen - unnötig anstrengen. Diese Energie hätte ich gerne in andere Dinge gesteckt. Was ist mit Menschen, die sich vielleicht nicht trauen, laut zu sagen, "ich kann sie nicht hören", die beim nächsten mal das Restaurant, soziale Events meiden?

Ich habe bewusst das Wort Lärmverschmutzung genommen, um darauf hinzuweisen, dass Geräusche eine Belastung sein können.

Ihr seht, Accessibility muss nicht immer Geld kosten, sondern nur ein mitdenken.

Inklusion bringt dich weiter! Und zwar genau heute. 

Klingt irritierend, denn bisher wollte man immer etwas von dir, wenn es um Inklusion ging? Du fühlst du dich keiner Gruppe zugehörig, die inkludiert "werden muss"? Das Thema hatte bisher keinen Mehrwert für dich? Gib mir ein paar Minuten, damit ich dir erklären kann, warum richtig gelebte Inklusion dein Leben verbessern wird. 

Lass uns ehrlich sein, sobald das Wort Inklusion fällt, denken viele nur an Ressourcen, die vergeben werden. Zeit, Geld, Kraft. Menschen, die andere aktiv in die Gesellschaft aufnehmen sollen. Was hat das mit Inklusion zu tun? Wenig.

Also lass uns den Blickwinkel ändern:

Wie kommt es, dass der Status quo erfordert, dass einige Menschen integrieren werden müssen? Sind wir alle nicht automatisch Teil einer gemeinsamen Gesellschaft? Warum werden Bedürfnisse und Rechte von einigen nicht mitgeplant? Ihre Potentiale nicht gesehen? Wer hat die Treppe ohne Rampe gebaut? Vergisst die Bildbeschreibung? Bestimmt, was Mehrwert ist? Weigert sich, jemand mit Legasthenie, Dyskalkulie als Führungskraft zu denken? Wer verlangt Smalltalk* von Autist*innen? 

Puh, du hast kaum Zeit für dich und jetzt wollen alle mitgedacht werden? So viele unterschiedliche Bedürfnisse und du sollst dich um alles kümmern? 

Keine Sorge, die Lösung ist einfach: Wenn wir begreifen, dass wir alle die gleiche Würde, das gleiche Recht auf Zugang haben, dann müssen wir einander nur noch ZUHÖREN, um zu erkennen, was unsere Mitmenschen brauchen. 

Zuhören, anerkennen und aktiv gemeinsam gestalten. Von uns allen, für uns alle!

Was der Mehrwert für dich?

Wenn du deinen Mitmenschen aktiv zuhörst, dann werden sie auch dir zuhören. Wissen wollen, was deine Bedürfnisse und Ansprüche sind. Und das ist der MEHRWERT FÜR DICH, das ist dein Gewinn durch richtig gedachte Inklusion: du wirst in einer Welt leben, die auch dich als Ganzes sieht und hört. Eine Welt, in der du deine Bedürfnisse ohne Sorge laut äußern kannst.

Inklusion ist, wenn jeder mit seinen Bedürfnissen und Ansprüchen anerkannt wird - also auch du!

Magst du mir ein paar Augenblicke deiner Zeit geben?  

Ich möchte dir gerne ermöglichen, nachzufühlen, wie sich Stigmatisierung für Autist*innen anfühlen kann. Warum sie so losgelöst von Fähigkeiten und Stärke ist. Ich hoffe, dass du dann verstehst, warum es wichtig ist, dass wir beide genau heute über Chancengleichheit reden sollten. 

Stell dir vor: 

Montag: Meeting, komplexes Problem, kostet viel Geld. B schlägt eine gute Lösung b vor, die allgemein Anklang findet. Dann bringst du mit a eindeutig die Toplösung, bekommst sehr gutes Feedback. C bringt Idee c, die meilenweit von deiner entfernt ist. Einige verdrehen sogar die Augen wegen Vorschlag c. Deiner wird angenommen, du fühlst dich gut. 

Dienstagmorgen: du sagst in einem Nebensatz, dass du Autist bist.

Mittwoch: Meeting, jeder weiß bereits, dass du Autist bist. Manche haben schon deine "Defizite" gegooglet. Vorschlag von Kollege B ist gut und du willst deinen Lösung präsentieren. Niemand achtet auf dich. Du startest erneut: Man sagt dir, dass B bereits eine gute Lösung gefunden hat. Du erwiderst, ja, aber.. weiter kommst du nicht. Es wäre wichtig, dass du lernst zuzuhören. B wäre sicher bereit, dir später b zu erklären, wenn du Hilfe brauchst, man wüsste ja, dass ... Du versuchst es nochmal. Seufzen. "Können wir jetzt bitte weitermachen? Du häst echt auf" Einer sagt, das es auffällig sei, dass du nicht nachgeben könntest, ob das an diesem Autismus liege. Du wärst so angespannt und müsstest endlich lernen, dich anzupassen und auf die Kollegen zu hören. Später kommt C und will dir c erklären. Du sagst, dass es die schlechteste Lösung ist. "Ich wollte dir nur helfen, du siehst doch, dass du heute alle aufgehalten hast! Aber dir fehlt einfach die Einsicht, dass du.." 

Es zählt nicht mehr, was DU sagst, sondern nur noch, dass du wiederholst, was ANDERE sagen. 

Deine Inhalte haben an Wert verloren. 

Man bewertet Deckungsgleichheit, nicht mehr dein Können. 

Jeder Versuch, dir die Macht über deine Worte zurückzuholen, gibt einen Negativpunkt in "Compliance" zu deinen neuen "Zwangsvorbildern" und das ist jeder, der nicht Autist ist.

Wie fühlst du dich?

Was kann subtile Stigmatisierung für Autist*innen bedeuten? 

Sie kommt leise daher und doch raubt sie unsichtbar Kraft, schränkt ein. Sie kostet deinen autistischen Mitmenschen viel Energie. Eine Energie, die wir sehr gerne in den Aufbau unseres Lebens stecken würden. Denn genau wie du, haben wir Träume, die wir erreichen wollen. Ziele und Visionen, die uns wichtig sind. Wir wollen Abenteuer erleben, uns fordern und entwickeln. Alles Dinge, die jedem von uns zustehen. 

Und dann fällt das Wort "Autismus". Ein Wort bei dem viele glauben, sie wüßten genau, was das heißt, denn sie haben im TV oder in der Zeitung davon gelesen oder gehört. Alle Autist*innen wären "xyz", alle mehr als 80 Millionen Autist*innen auf dieser Welt sind gleich. (Wir stellen zumindest 1 % der Bevölkerung dieser Welt.)

Wäre es nicht logisch, davon auszugehen, dass wir genauso einzigartig sind, wie du es für dich in Anspruch nimmst?

Doch Stereotype, die eigentlich nur aus Defiziten bestehen, legen sich oft wie ein Schleier über uns. Machst du was, ist es deine Persönlichkeit, machen wir was, ist es "der Autismus". Es gibt immer noch Menschen, die davon ausgehen, dass sie uns erklären dürfen, was wir denken, fühlen und brauchen. Einfach, weil es an Informationen fehlt. Das Wort Autist wirkt als ein "Urteil", das Aussagen über Fähigkeiten und Rechte gibt.

Für mich ist Autismus nur ein wertneutrales Wort für mein neurologisches Setting. Dieses ist anders als deines, mehr nicht. Es sagt nichts über den Wert von uns aus. Autismus ist das Fundament, auf welches ich mein "Haus", meine Persönlichkeit gebaut habe und an der ich ständig arbeite. Es gibt mich nur autistisch und anders will ich nicht sein. Ich bin gerne ich, autistisch. 

Ich bin ein Mensch, so wie du: Also lass uns auf der Mitte des Weges treffen: respektvoll, neugierig und ergebnisoffen. Lass uns gemeinsam was bewegen!

Lass uns über Macht reden!  

Macht, dich über deinen Körpers zu äußern. Etwas, was so normal für dich ist, dass es dir nicht einmal auffällt: Du gehst davon aus, dass deine Umwelt deine Empfindungen akzeptiert und im besten Fall sogar wertschätzt. Diese Macht ist Teil deines alltäglichen Lebens, wenn du erwähnst, dass:

·       du entspannt und ausgeglichen bist
·       du Schmerzen hast oder verkrampft bist, 
·       du gestresst bist oder dich erschöpft fühlst, 
·       du etwas tust, dass dir Freude bereitet,
·       du dich zurückziehen möchtest, Ruhe zum Erholen brauchst
·       du möchtest, dass es aufhört (Lärm, Stress, etc)

Viele du‘s und in jedem stecken deine Empfindungen. Wenn ich dir sagen würde, du „darfst“ deine Empfindungen benennen, würdest du das als übergriffig empfinden, denn es ist dein unumstößliches Recht dich zu äußern. Du brauchst keine Erlaubnis – von niemandem.

Doch genau diese Macht wird autistischen Menschen Tag für Tag genommen. Lautlos und subtil. Wir nehmen viel mehr Reize wahr und genau wie bei dir, haben Reize einen Impact auf uns. Und doch erwarten viele von uns, dass wir diesen Impact nicht zeigen, unsere Empfindungen unterdrücken. 

Wenn du 8 Reize bewusst wahrnimmst und bei 12 massiv gestresst bist – wie kannst du dann erwarten, dass wir 20 wahrnehmen und lächelnd und funktionierend hinnehmen? Genau diesen Erwartungsdruck müssen wir Tag für Tag aushalten. Wir leben in einer Welt, die uns ungefragt mit Reizen überschüttet. Regelmäßig wird das Aufzeigen als Schwäche thematisiert. 

Mal überlegt, wie viel Stärke wir besitzen, wenn wir laut sagen, dass es zu viel ist? Wie lange wir den Reizen bereits standgehalten haben, bis wir Stopp sagen? Nur, weil du diese Menge an Reizen nicht bewusst empfindest, bedeutet es nicht, dass sie nicht existent sind. Wir nehmen sie wahr und spüren sie. 

Wenn das nächste mal ein/e Autist*in zu dir sagt, dass es zu viel ist, dann respektiere das auf Augenhöhe. 

Es ist kein Zeichnen von Schwäche, sondern unserer Stärke, unserer Selbstfürsorge und Fähigkeiten.

Ich werde depressiv! 

Der Umgang mit #psychischen #Erkrankungen: "Ich werd depressiv!", weil ein Konzert ausfällt. Oder: "Das ist ja #schizophren!" weil jemand eine Aussage unlogisch fand. Worte für psy Erkrankungen werden in der Alltagssprache genutzt, um negativ zu bewerten - fern des medizinischen Kontextes. 

Bitte nehmt euch Zeit und überlegt, ob ihr solche Worte wählen würdet, wenn ein Verwandter, eine Freundin mit einer psychischen Erkrankung neben euch stände. Wenn diese um ihre Gesundheit kämpfen. 

Beispiel: Ihr habt keine Depression, wenn ihr traurig seid, dass es regnet und ihr nicht zum Konzert könnt. #Depressionen sind auf einem anderen Level und es besteht kein Grund, dass das Wort für negative Alltagsempfindungen aus seinem medizinischen Kontext zu entwenden. Ein #Meltdown ist was anderes als ein Wutanfall, etc. Sicher fallen euch weitere Beispiele ein.

Bevor ihr den Namen einer psychische Erkrankung nutzt, um irgendwas negativ zu bewerten - macht euch klar, dass diese Menschen mitlesen! Das sie darum kämpfen, endlich gesund zu werden. Sie sehen, was ihr schreibt und wie ihr das Wort für ihre Krankheit benutzt.

Worte haben Macht: Zeigt Respekt - seid auf Augenhöhe - bitte lasst so etwas. Danke!

The autistic paradox: 

Try to hide being autistic cuz it's a disorder & mask as much as you can to fit in & pretend being like "everyone else", 
> ruin your health & increase your suicide rate & decrease your life span
> "good boy/girl"

Be openly autistic & have fun and energy
> be healthier & happier & decrease your suicide rate & increase your life span
> "that's bad, autism is a disorder, so stop it!"

We are one society and we should focus on supporting everyone to live a healthy and happy life. This includes accepting neurodivergent people and their requirements. 

Just to let you know: "The risk of suicide in individuals with mild autism is about 10 times higher than in the general population. Women with autism are more likely than men on the spectrum to commit suicide."

© Shino Me. Alle Rechte vorbehalten. 

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